Sonntag, 17. Oktober 2010

Eine Woche an der Te Mata School - „Yes, you made my day!“

Dass diese Schule besonders ist, war mir seit dem ersten Gespräch mit der Rektorin, Ms. Quirke („Pam“), klar. Eine äußerst selbstbewusste Frau in den 40ern, mit braunem Kurzhaarschnitt und markantem Gesicht. Eine auffällige, flippige Erscheinung, schon alleine wegen ihrer beeindruckenden Körpergröße von bestimmt 1.80 m und dazu noch in High Heels! Da kann man sich als Stoppelhopser von gerade mal 1.56 cm leicht eingeschüchtert vorkommen! Seit Ms. Quirke ihr neues Amt als Direktorin an der Te Mata Schule angetreten hat, wurde alles Bisherige von ihr umgekrempelt mit dem bemerkenswerten Ergebnis, dass sich die Bewertung der Schule durch die neuseeländische Regierung extrem verbessert hat (was regelmäßig für alle neuseeländischen Schulen durchgeführt wird). Mit ihr wurde auch die sogenannte Fish! Philosopy an der Schule eingeführt. Hierbei geht es letztendlich um die Beziehung zwischen Menschen und wie diese verbessert werden kann. Was natürlich Grundvoraussetzung von dauerhaftem und nachhaltigem Erfolg in Unternehmen, aber auch in Schulen ist. Schon beim Betreten der Schule hat man das Gefühl die Insel der Glückseeligen zu betreten. Ein kleiner Mikrokosmos mit gerade mal 80 Schülern und 4 Klassenräumen. Das Lehrpersonal besteht aus geballter Frauenpower, die alle miteinander eine wahnsinnig gute Laune versprühen, was letztendlich auch auf die Schüler und Besucher der Schule abstrahlt. Die Atmosphäre ist sehr entspannt, aber trotzdem ist der Umgang untereinander diszipliniert und sehr respektvoll.



Eine Woche durfte ich am Unterricht von Niklas teilnehmen. Ich bin geradezu gerührt, wie sehr sich seine Klassenlehrerin Ms. Rachel Mitchell und seine Mitschüler auf den „Neuen“ aus dem fernen Deutschland vorbereitet haben und sich nun um ihn kümmern. Niklas wurde ein persönlicher „Buddy“, ein Mitschüler mit Namen Tai, zur Seite gestellt, der ihm nun auf Schritt und Tritt folgt und bei allem hilft. Jeden Tag findet die deutsche Sprache Anwendung im Unterricht. Zum Beispiel beim täglichen Begrüßungsritual, wo jeder Schüler auf einem großen Perserteppich im Kreis sitzend „Guten Morgen, Ms. Rachel“ sagt. Einen ausländischen Mitschüler in ihrer Mitte zu haben, wird hier als absolute Bereicherung betrachtet. In den Pausen, wo ich gerne einfach mal ein wenig verschnaufen würde, werde ich ständig von kleinen Mädchen belagert, die mich neugierig über Deutschland und Europa ausfragen. Oder einfach nur: Du hast ja ein tolles Kleid an! Oder: Deine Ohrringe sind sooo schön! Solche Schuhe möchte ich auch haben… (anscheinend sind Frauen auf der ganzen Welt gleich!)


Jeden Morgen nach dem Begrüßungsritual wird eine Leinwand von der Decke gezogen, der DVD-Player in Position gerückt und „Jump Jam“ gestartet. Eine Gruppe flippiger Tänzer grooved auf der Leinwand so richtig ab. HipHop, Rock, Salsa – die unterschiedlichsten Musikrichtungen sind dabei. 20 Schüler plus Lehrer bewegen sich mehr oder weniger im gleichen vorgetanzten Schritt. 15 Minuten dauert die Performance. Niklas Tanzstil erinnert ein wenig an Balou, den Bären, der versucht, auf rohen Eiern zu tanzen. Das sieht so lustig aus, dass es schwerfällt, einen Lachanfall zu unterdrücken. Aber Niklas hat riesen Spaß dabei und das ist schließlich die Hauptsache! Dann kann der Unterricht gutgelaunt beginnen! Der ist so unglaublich abwechslungsreich, bewegt und unvergleichbar zu dem in Deutschland, sodass die tägliche Unterrichtszeit (8.45 – 15.00 Uhr) wie im Fluge vergeht. Am Donnerstag wurde „Yellow Submarine“ von den Beatles einstudiert, weil im November ein zweitägiger Ausflug nach Auckland stattfindet, wo unter anderem auch Kelly Tarlton`s Underwater World besichtigt wird. Niklas ist singend nach Hause heimgekehrt und wir haben ihn noch nie so glücklich nach einem Schulbesuch erlebt!

Jeden Freitag ist Fun-Friday! Da werden die Kinder für ihre gute Arbeit während der Woche belohnt. Nach der einstündigen Mittagspause werden zur Einstimmung auf das Wochenende in allen Klassenräumen und auf dem Schulhof unterschiedliche Aktivitäten angeboten wie z. B. Malen, Tanzen, Singen und allerlei sportliche Aktivitäten. Außerdem bestimmen die einzelnen Klassenlehrerinnen die Schüler, die sich innerhalb der Woche besonders hervorgetan haben. Deren Namen werden auf Zetteln notiert und dann in eine Lostrommel geworfen. 5 Schüler werden davon unter großem Tam-Tam gezogen und dürfen sich kleine Geschenke aussuchen. Diesmal war auch Niklas dabei! Weil er sich schon so gut in seine Klasse integriert hat und er – unglaublich, aber wahr – im Lesen englischer Texte bereits auf dem gleichen Stand steht wie seine neuseeländischen Altersgenossen (obwohl er das, was er liest noch nicht versteht!). Er ist nicht zuletzt dadurch jetzt hoch motiviert und ihm macht die Schule richtig viel Spaß!

3 Kommentare:

  1. Das hört sich ja alles unfassbar an.
    Das sie eine ganze Woche dabei sein durften ist schon klasse.
    Man kann sich dieses Schulsystem hier in Deutschland irgendwie nicht vorstellen.
    Überfüllte Klassen, überforderte Lehrer, all das gibt es wohl dort nicht.

    Da hätte mir ja sogar Schule freude bereitet:-)

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  2. Schön, dass ihr es so gut angetroffen habt. Ich wünschte, hier wäre das auch so. Davin würde sich freuen, wenn Niklas mal was über seinen Schulalltag schreibt.

    LG Judith

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  3. Da würde ich auch gerne nochmal in die Schule gehen ;)

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