Sonntag, 23. Oktober 2011

Waitomo Caves mit Familie Flodder

Wenn man in Neuseeland Ferien hat, ist das nicht so wie man das früher in Deutschland gewohnt war. Man setzt sich hier nicht einfach mal so ins Auto und fährt nach Frankreich oder Holland. Neuseeland ist eine einsame Insel mitten im weiten Pazifik... Mit dem Flieger erreicht man zwar schnell exotische Traumziele wie Fidschi, Tonga, Neukaledonien oder auch Australien - mit dem PKW ist das jedoch so eine Sache - da bleibt man geographisch betrachtet in den eigenen vier Wänden, die sich allerdings ja auch wirklich sehen lassen können! 




Und weil wir schließlich auch noch nicht alles hier kennen, wollten wir es den vielen Touristen gleich tun und die berühmten Waitomo Caves besichtigen. Diese liegen ca. 120 km südlich von Raglan, mitten im Herzen von King Country, wie das dortige "Bundesland" vielversprechend heißt. Nach rund 2 Stunden Fahrt, bei ständigem Wechsel von Regen und Sonnenschein durch eine wunderschön saftiggrüne, hügelige Hobbit Landschaft, erreichten wir dann Waitomo. Der Untergrund gleicht hier einem löchrigen Käse - ein rund 50 Kilometer langes, teilweise noch unerforschtes, durch Wassererosion entstandenes Höhlensystem aus Kalkstein, erstreckt sich unterhalb dieses Ortes, der übersetzt wohl so etwas wie "Wasserloch" heißt. Wir entschieden uns für die familienfreundliche Höhlen-Kombo: Besichtigung der Glühwürmchen-Höhle sowie der Ruakura Cave ("Zwei-Hunde-Höhle"). Für den richtigen Nervenkitzel, mit Autoschläuchen auf einem unterirdischen Flußsystem zu schwimmen (Blackwaterrafting) oder sich hunderte Meter von den Höhlenwänden abzuseilen, müssen wir später, ohne Kinder, nochmal wiederkommen...

Unsere erste Tour führte uns in die Glowworm Cave. Vorbei an unzähligen Stalagtiten (na klar, hängend) und Stalagmiten (die auf dem Boden), die in 100 Jahren nur einen Zentimeter wachsen, kamen wir in einen großen Saal, in dem gelegentlich aufgrund der guten Akustik Konzerte stattfinden. Um dies zu demonstrieren forderte unser Guide die Teilnehmer der Gruppe auf, doch eine Gesangesprobe abzugeben. So standen wir also in der stockfinsteren Höhle und hörten uns eine Viertelstunde lang das Gejaule amerikanischer Touristen an, die sich am "stars spangled banner" versuchten. Die fanden das offensichtlich sehr spaßig. ICH nicht!!! Gerade wollte ich schon völlig entnervt: "Die Affen rasen durch den Wald" singen, um damit den schauerlichen Spuk zu beenden. Aber glücklicher Weise (sonst wären wohl alle Glühwürmer spontan tot von der Decke gefallen) nahm das Ganze dann doch noch ein natürliches Ende.



Dafür wurden wir glücklicherweise kurze Zeit später mit einem absolut magischen Erlebnis entschädigt. In einem Boot glitten wir völlig lautlos auf einem Fluß durch die Dunkelheit. Nur ständiges Wassertropfen von der Decke und leichtes Rauschen des unterirdischen Stromes war zu hören. Bis sich plötzlich über uns der wunderschönste Lichterhimmel darbot. Die Höhlendecke war übersät mit Tausenden von Glühwürmchen, was genau genommen gar keine Würmer, sondern Mückenlarven sind. Diese lassen klebrige, leuchtende Fäden von der Höhlendecke wie kleine Angeln baumeln, um damit ihre nichtsahnenden Fressopfer heimtückisch anzulocken. Bei Licht betrachtet wirkt das ganze eher wie ein riesengroßer Flokati Fransenteppich. Das ist wahrhaftig ein Naturereignis unvergesslicher Art. Noch bis zum Höhlenausgang hatte ich Gänsehaut.

Ein Shuttle brachte uns später zur nächsten Höhle, der Ruakuri Cave, die auch, wie viele Höhlen in Neuseeland, Begräbnisstätte von Maori-Heiligen ist. Der ursprüngliche Höhleneingang musste geschlossen werden, weil sich genau an dieser Stelle, eine Maori Ruhestätte befindet. Stattdessen wurde sehr aufwändig ein neuer Höhleneingang geschaffen, der schraubenartig 60 Meter in die Tiefe führt und es möglich macht, die Höhle auch mit Rollstuhl oder Kinderwagen zu betreten.


Da das nasse Element in der Maori-Mythologie eine ganz besondere Rolle spielt, benetzt man sich beim Betreten der Höhle mit von der Höhlendecke tropfendem Wasser, welches bis zu 18 Monate braucht, bis es hier unten ankommt. Leider war auch hier wieder Familie Flodder mit von der Partie, die uns schon in der ersten Höhle schwer genervt hatte und sicher so manchen Wurm zum Durchglühen gebracht hat: Dauerbreitgrinsender Papa-Flodder, mit 2 kugelrunden, sich ähnelnden Mama-Flodders (Vielehe?!?) , plus 8 Kinder verschiedenen Alters. Die machten es einem sehr schwer, den besonderen Spirit dieses heiligen Ortes nachzuempfinden. Der Floddernachwuchs wuselte laut plärrend um einen herum und besonders Papa Flodder suchte offenbar meine Nähe. Da ich keine Lust hatte, 3. Frau in seinem Harem zu werden und wir alle einfach nur unsere Ruhe haben wollten, waren wir ständig auf der Flucht vor Flodders. Aber diese Familie hing uns hartnäckig an den Fersen und war nur sehr schwerlich abzuschütteln.


Das Höhleninnere gleicht einer wunderschönen, winterlichen Märchenlandschaft mit unzähligen Stalagtiten, die eiszapfengleich aus der Decke wachsen und an den Höhlenwänden wallenden Schneevorhängen aus Kalkstein. Auf Santa Claus, der mit seinem vollbeladenen Schlitten an uns vorbeisaust, haben wir leider vergeblich gewartet.

Beim Verlassen der Höhle wurde natürlich wieder der Kopf mit Wasser benetzt, um die Geister nicht mit ans Tageslicht zu nehmen. Kurze Zeit später saßen wir dann wieder in unserem Auto. Beim Davonfahren konnte ich gerade noch Familie Flodder sehen, wie sie in einen weißen Toyota stieg (Modell Xtralarge). BYE-BYE Familie Flodder - dachte ich mir. Als wir 10 Minuten später an einem Obststand hielten, um frische Erdbeeren zu kaufen, kam plötzlich ein weißes Auto auf den Parkplatz gerollt - Flodderalarm...



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