Sonntag, 9. Oktober 2011

Live dabei - Rugby WM in Neuseeland

 Ich kann mich noch an einen Sonntag Abend vor einem Jahr erinnern, als wir im Orca mit Björn zusammen ein Rugby Match zwischen Australien und den All Blacks aus Neuseeland anschauten. Björn versuchte uns - damals noch jungfräulichen Laien - mit den Regeln dieser archaischen Sportart vertraut zu machen. 

Das Spiel zwischen 28 zu Fleisch gewordenen Kleiderschränken, die Testosteron gesteuert einen verunglückt anmutenden Fußball nicht nach vorne sondern nach hinten werfen und sich ständig wie paarungswillige Käfer auf einen Haufen übereinander stürzen, rau herumstoßen und drücken, fand ich eher amüsant als spannend. An diesem Abend blieb Rugby für mich das Buch mit sieben Siegeln. Aber jeder weiß, wenn man in Neuseeland lebt, kann man sich dessen Nationalsport nur schlecht entziehen. Sich als Rugby unwissender und desinteressierter Muffel zu outen bedeutet, krasser Außenseiter hier zu sein. So habe ich mich wohl entschlossen, anfänglich vermutlich mehr aus reinem Pragmatismus, mich ganz zaghaft diesem fremdartigen Sport anzunähern.


Und als dann die Weltmeisterschaft anstand, war es überhaupt gar keine Frage - da mußten wir unbedingt hin. So schoß Thomas im Internet spontan vier Stehplatztickets für überschaubare 120 NZD. Die Karten für bezahlbare All Blacks Spiele waren da leider alle schon vergriffen. Aber ein Spiel zwischen Wales und Fidschi versprach auf jeden Fall stimmungsvoll zu werden und da einer der besten Freunde von Niklas, Elan und seine Familie auch aus Wales kommen, wußten wir auch schon, zu wem wir halten sollten...



So fuhren wir also letzten Sonntag am späten Nachmittag voller Vorfreude nach Hamilton, um dort unser allererstes Rugbyspiel live zu erleben. Das Waikato Stadion, mit 25.800 Plätzen, war restlos ausverkauft und trotzdem, als wir am Stadion eine Stunde vor Spielbeginn eintrafen, war die Atmosphäre total entspannt und friedlich. Ein kostenfreier Parkplatz direkt um die Ecke war schnell gefunden, der Einlass ins Stadion ohne lange Warteschlangen, schnell und problemlos und ein super Stehplatz mit guten Sitzmöglichkeiten bot sich uns auch sofort. Der Himmel über uns hatte sich leider schon leicht zugezogen und verhieß nichts Gutes. Aber das sollte unserer Stimmung keinen Abbruch tun! Es füllte sich jetzt so langsam um uns herum und das bunte Treiben, hatte ein wenig die Anmutung von Karneval. Viele Wales-Fans trugen grüne Haarpracht und hatten Ihre Landesfahne, welche von einem roten Drachen geziert wird, kunstvoll um sich drappiert.



Ähnlich die Fidschianer. Diese jedoch mit hellblauen Perücken und mit entsprechender Flagge geschmückt . Teilweise waren sie auch mit hellblauen Mülltüten bekleidet, natürlich im Farbton passend zu den Haaren. Mit Heineken Dosenbier, Fritten und frittierten Würstchen mit Ketchuphaube wurde die Wartezeit ein wenig verkürzt.
Pünktlich gegen 18.00 Uhr begann das Spiel. Vorher natürlich mit einem furchteinflößenden Kriegstanz der Fidschianer, sehr ähnlich dem neuseeländischen Haka. Aber ihr beeindruckender Einschüchterungsversuch hatte offensichtlich keine Wirkung. Im Gegenteil: Die Waliser spielten die Fidschianer überlegen in Grund und Boden.

Und auch leider pünktlich mit Spielbeginn entschlossen sich spontan alle prall gefüllten Regenwolken über uns, sich ihres Ballastes zu entledigen. Aber wen störts? Wer ein echter Kiwi sein will, ist mit Regenjacke ausgestattet und klagt nicht! Die Stimmung im Stadion war trotzdem gut. Nils feuerte die Waliser ständig mit "Go Wales, go" und"Fidschi you never will gewinnen" an. Das Publikum hingegen tat dies mit La Olas.

Leider entwickelte sich aus dem Wolkenbruch ein Dauernieselregen. Meine Kangaroos waren schon völlig vollgelaufen und meine nackten Zehen zu Eiszapfen erstarrt, obwohl hinter uns "Crocodile Dundee" mit einem riesen Regenschirm stand (zumindest sah der Typ so aus) und uns netterweise so vor dem völligen Aufweichen schützte.

Trotzdem fassten wir zur Halbzeit - schweren Herzens - den Entschluss, vorzeitig das Stadion zu verlassen, vermutlich hätte sonst alles mit einer schrecklichen Erkältung geendet. Dies taten im übrigen auch viele Fidschianer, die bei einem Halbzeitstand von 31:0 für Wales ziemlich frustriert und desillusioniert waren.

Als wir zu Hause eintrafen, bekamen wir gerade noch das Endergebnis mit: 66:0 für Wales! Das war ein eindeutiger Sieg! Rugby, Du gefällst mir!

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