Montag, 17. Oktober 2011

Oktoberfest am anderen Ende der Welt

Nie habe ich es geschafft, im Oktober in München zu sein. Nicht, dass es mich nicht gereizt hätte, im Gegenteil, ich habe immer schon gerne gefeiert, aber es hat sich nun mal einfach nicht ergeben. Nun sitze ich hier am anderen Ende der Welt - und bekomme eine Einladung zum Oktoberfest! Wie schräg ist das! Diese Einladung kann ich deshalb einfach nicht ausschlagen.


Man kennt ja diese typischen Auswanderersoaps, wo sich Deutsche zusammenschließen, um dann Brauchtumspflege zu betreiben. Wie spießig! Da geht man weg aus Deutschland und isst Sauerkraut, Kartoffelklöße und Schwarzwälderkirschtorte zusammen? Hört Ernst Mosch und die Egerländer und trauert ein Stück seiner alten Heimat hinterher. Aber genau dieser seltsamen Erfahrung wollte ich mich aussetzen! Sandra hatte schon hilfsbereiterweise ein original 70iger Jahre Dirndl ihrer (neuseeländischen!) Schwiegermutter für mich organisiert!
Selbiges Modell, smaragdgrün, mit pinkem Blumenmuster und rosa Schürze, soll auch Grace Kelly auf einem Wiesn-Besuch getragen haben. Und da ich selbst eine Leidenschaft zur Verkleidung habe (was kann man von einem kölschen Mädchen auch anderes erwarten, Verkleidungs-Gen eben) kam mir dieses Dirndl genau recht! Thomas und Nils entschieden sich für ein Outfit im 1. FC Köln Trikot und Niklas verkleidete sich kreativ als "Bayer im Nationaltrikot" mit diversen Fundstücken aus seiner Verkleidungskiste.

Mit original (Siegerländer) Krombacher (Jaaa! Gibt es hier neben Schöfferhofer Weizen und Becks tatsächlich im Supermarkt), Fleischpflanzerln à la Alfons Schubeck und kultigem 70iger Jahre Käse-Partyigel, machten wir uns Samstag Nachmittag auf den Weg Richtung Hamilton. Mitten im Brachland, zwischen Hamilton und Pirongia, hieß es, vom Highway abzubiegen. Die Landschaft ähnelt hier sehr stark dem Bergischen Land, was zusätzlich für Heimatgefühle sorgte. Dann endlich fanden wir nach längerer Suche den Ort der Festivität: Das Zuhause von Sue und gleichzeitig auch ein Reiterhof. Sue ist Aussie, liebt Deutschland sowie dessen Küche und Musik. Deshalb ist sie anscheinend auch Präsidentin der hiesigen Goethe Society und richtet jährlich dieses Event aus.






















Als wir dort eintrafen, traute ich meinen Augen nicht! Zahlreiche Leute standen auf der Terrasse und unterhielten sich angeregt, aber niemand war verkleidet. Am liebsten hätte ich mich ins Auto verkrümelt und wäre wieder schnell abgebraust. Ich fühlte mich wie ein Außerirdischer, der gerade unbekleidet auf der Erde gelandet ist... Da entdeckte uns Sandra, die anscheinend meine einzige Verbündete in Sachen bayrischer Tracht war. Naja, jetzt gab es also kein Entrinnen mehr. Augen zu und durch! Der Abend war trotzdem sehr nett und unterhaltsam und am Ende tauchte auch noch eine junge Deutsche - eine westfälische Austauschreiterin auf dem Pferdehof - im knappen Dirndl auf!




Und so bunt wie wir 3 Dirndlträgerinnen uns präsentierten, so bunt waren auch die Gäste: von Jung bis Alt, Deutsche, Kiwis, Österreicher und Schweizer. Und sogar eine Düsseldorferin, Kristina, war mit von der Partie! Wir hatten sofort die gleiche, rheinische Wellenlänge. Am anderen Ende der Welt sind wir doch zu allererst Rheinländer. Als sie sich zum Schluss verabschiedete, schlug sie mir vor, einen "Jecken-Stammtisch" zu gründen. Ich bin auf jeden Fall mit dabei! Hoch lebe die Rheinland-Connection!

Es war auf jeden Fall ein merkwürdiges Gefühl, hier, am Ende der Welt, deutsche Volksmusik und das typisch deutsche Partybuffet mit Nudel- und Kartoffelsalat, Würstchen und so weiter vorzufinden. Und zum Oktoberfest müssen wir dann doch irgendwann mal nach München kommen...



4 Kommentare:

  1. Schöne Geschichte und sehr kleidsam das Dindl. Kölle Alaaf.

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  2. ... wohl eher "Hoach die Moaß!" ...;)... ich habe nach 2 Jahren Oktoberfest-Anwesenheit dieses Jahr mal wieder entsagt, aber die Existenzgründung nimmt eh schon genug Zeit in Anspruch, das wisst ihr ja auch nur zu gut :)! Aber sieht aus, als wärs wirklich ein sehr netter Abend gewesen und halt eben doch irgendwie ein kleines Stück Heimat ganz am anderen Ende der Welt :D! GLG aus dem mittlerweile auch kalten Deutschland... :/....

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  3. Großartig.Oktoberfest in Neuseeland. Na ich denk das passt scho ;-)

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  4. Ganz herzliche Grüße ins Rheinland und dessen Frohnaturen! Von Zenzi (alias Tina)

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