Samstag, 24. Juli 2010

Vom anderen Stern

Endlich sind wir auf unser Hotelzimmer zurückgekehrt, nach mehreren Stunden Sightseeing. Meine 3 Männer haben es sich in der Horizontalen bequem gemacht und ich sitze im Ledersessel unseres Zimmers und blicke aus dem 24. Stockwerk auf die umliegenden Wolkenkratzer verschiedenen Zeitalters. Ganz modern verglaste Bauten mit 60 Etagen und mehr, neben alten Hochhäusern aus Brown-Stone mit gerade einmal 12 Stockwerken. Und in der Ferne der Hudson-River. Eine wahnsinnig schöne Kulisse! Normalerweise leide ich unter Höhenangst - jedoch fühlt man sich hier im 24. Stock aufgrund der Höhe der benachbarten Häuser eigentlich wie im 10. Stock eines deutschen Mehrfamilienhauses. Ich glaube morgen werde ich doch den Aufstieg im Rockfeller Center wagen. Vielleicht kann ich ja hier meine Höhenangst besiegen!

Mit dem Laptop im Schoß versuche ich mich einwenig wie Carrie B. zu fühlen, die gerade an ihrer Kolumne arbeitet, aber es gelingt mir so gar nicht. Ein wenig fühle ich mich wie vom anderen Stern - gelandet auf einer fremdländischen Galaxy. Eigentlich habe ich immer von mir gedacht, Großstadt erprobt zu sein. London, Paris, Istanbul, Bangkok, Budapest, Boston - viele Städte habe ich gesehen - aber New York stellt alles in den Schatten. Irgendwie fühle ich mich zum Landei mutiert.
Schon während der Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel merkte ich, dass die Uhren im Big Apple anders ticken. Bei indischer Schlagermusik in der New Yorker Rush Hour heizte unser Fahrer wie eine gesenkte Sau durch die Häuserschluchten von Manhattan, die teilweise so dicht und gleichzeitig hoch bebaut sind, daß kein Sonnenstrahl den Asphalt erreicht. Im Wettkampf mit anderen Taxifahrern, immer in der Pole-Position starten zu können und wohl immer die gebuchte Flatrate im Hinterkopf. Obwohl ich selber gerne schnell fahre, hielt ich lieber meine Augen geschlossen, um mit vorhandenem Mageninhalt das Hotel zu erreichen.

Am nächsten Tag hieß es dann, nach kurzer Nacht: ab ins Getümmel! Im touristischen Leisure-Look, mit Sonnencap und Brille bekleidet, machten wir uns auf den ersten Erkundungsgang. Die meisten Frauen die uns entgegen strömten waren größtenteils äußerst modisch gekleidet à la Carrie, Männer mit Shorts und Krawatte (echt sexy!) mit geöffnetem Laptop unterwegs arbeitend. Irgendwie fühlte ich mich in meinem Touri-Leisure-Look leicht deplatziert und als Auswärtiger gebrandmarkt. Jedoch haben wir uns sofort an das schnelle Tempo auf den Gesteigen angepasst. Allerdings nicht nur, um wenigstens hierbei nicht als Tourist entlarvt zu werden, sondern aus reinem Überlebenswillen - denn wer anhält wird überrannt - so scheint es zumindest. Auch unser "Gute-Vorbild"-Grundsatz, über keine rote Ampel zu laufen, haben wir hier in New York über den Haufen geworfen! Ich glaube kein New Yorker stoppt an einer roten Ampel. Straßenverkehr und Lärm sind gigantisch! Und man wird den Eindruck nicht los, dass fast nur Taxis unterwegs sind. Aber unter dem Hinblick, dass eine Stunde Parken in Manhattan schnell 20 Dollar plus Tax kostet, rechnet sich so manche Taxifahrt.

Ich bin überwältigt von den vielen verschiedenartigen Menschen unterschiedlister Herkunft, die hier leben und fühle mich recht bald völlig reizüberflutet. Obdachlose im "I love NY" T-Shirt neben hippen Young Urbans im exklusiven Designer-Look. New York hat mich in seinen Bann gezogen und ich glaube, auch vom Big Apple Virus befallen zu sein. Auch wenn ich mich eigentlich noch fühle, wie das kleine, grüne Männchen vom anderen Stern, das zufällig im Big Apple gelandet ist.

P.S.: Diese nette "Ugly Doll" mit Namen "Poe" hat mir mein Mann bei FAO Schwarz geschenkt, nachdem ich mich vorher etwas angestellt habe, beim kostenlosen Sheryl Crow Konzert vor dem neuen Apple Store stehen zu bleiben. War mir einfach zu laut, worauf mein Mann meinte, ich sei doch keine 80-Jährige. Mir fällt sicher noch eine Retourkutsche ein...

1 Kommentar:

  1. Liebe Weßling's, ich kann das alles gut nachvollziehen. Ich war 2006 in NY und es ist einfach mit nichts zu vergleichen.
    Unbedingt ansehen, abends: TOP OF THE ROCKS. Das ist ein MUSS.
    VLG Kerstin Folkerts

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