Mittwoch, 24. November 2010

Hobbit(s) on the way to Matamata

Bei der sonntäglichen Lektüre der Waikato Times stieß Thomas rein zufällig auf eine Anzeige für das Hobbit Casting. Nachdem ganz in der Nähe von Raglan schon Teile der Oscar-prämierten Verfilmung von „Herr der Ringe“ unter Regie des Neuseeländers Peter Jackson entstanden sind, soll nun hier auch Tolkiens Hobbit gedreht werden. Für diese Verfilmung wurden besonders kleinwüchsige Darsteller d.h. Frauen mit der Körpergröße von unter 1.58 m und Männer von unter 1.70 m gesucht. Weitere Voraussetzungen waren das Alter von 16-80 Jahren und man sollte einen hellen Hautton haben. Thomas war sofort begeistert! Mensch Tina, da hast Du ja beste Chancen ins Filmgeschäft einzusteigen. Du erfüllst alle 3 Kriterien und so viele Stoppelhopser gibt es in Neuseeland sicher auch nicht… Außerdem wäre es doch toll, bei einer solch großen, internationalen Filmproduktion mit dabei zu sein! Doch Thomas Überzeugungsversuche beeindruckten mich nicht so richtig. Trotzdem schnitt ich mir die Anzeige mal zur Vorsicht aus und pappte sie an den Kühlschrank.


Dort schaute sie mich jeden Tag mit großem Neugierfaktor an, bis zum gestrigen Tage, dem 23. November. Da sonst keine lästigen Termine auf dem Plan standen, entschied ich mich spontan nach Hamilton zum Casting zu fahren. Das sollte in einer Sporthalle stattfinden. Als ich recht pünktlich auf dem Parkplatz eintraf, war dieser schon zu 80% besetzt. Mein Gott, damit hätte ich wahrlich nicht gerechnet. So viele kleinwüchsige Menschen hier! Und es wurde noch härter. Als ich das Gelände betrat, hatten sich schon riesenlange Schlangen gebildet. Menschenmassen warteten auf Einlass in das Gebäude, in dem das Casting stattfinden sollte. Ich musste erst einmal schlucken und war völlig unentschlossen, ob ich mich überhaupt anstellen sollte. Lieber suchte ich mir eine Bank und schaute aus sicherer Entfernung auf das sich vor mir abspielende Spektakel. Irgendwie kam ich mir bei dem Gedanken, mich an das Ende einer Zwergen-Schlange anzustellen, total dämlich vor. Stundenlang sich die Füße plattzustehen, um dann als hässlicher Hobbit auf der Leinwand zu enden? Auf der anderen Seite wäre es schon spannend, mal ein Casting zu erleben und bei solch einer Filmproduktion mit dabei sein zu können. Es ratterte in meinem Kopf. Obwohl ich ein ziemlich ungeduldiger Mensch bin, der somit auch nur ungerne wartet, entschied ich mich dann doch zu bleiben. Zum einen hatte ich schon 50 Kilometer verfahren und zum anderen war das hier ein unglaubliches, mir vorher nie gekanntes, visuelles Erlebnis.

Nur umgeben von Menschen zu sein, bei denen man n i c h t aufschauen musste, sondern denen man teilweise sogar über den Kopf spucken konnte. Wahnsinn! Vor mir wartete Heather, eine 35jährige Amerikanerin aus Colorado, deren Ehemann, wie sie erzählte, wohl auch harte Überzeugungsarbeit geleistet hatte. Mit ihr stand ich 2 Stunden eisern in der Schlange und beobachtete die vielen unterschiedlich aussehenden Mitkonkurrenten. Es war alles vertreten! Von der jungen, grazilen Schülerin, coole Typen mit Sonnenbrille, über dickbäuchige Opas, langbärtige Männer, mit grauhaariger Zottelmähne, Shrek-ähnliche Figuren, Omas mit faltigen Gesichtern, teilweise die geballte Hässlichkeit. Ich fragte mich, ob man, wenn man als Hobbit ausgewählt wird, dies eher als Auszeichnung oder doch eher als Beleidigung begreifen sollte? Egal, dank Heather und meinem iPod verging die Zeit dann doch relativ rasch, bis wir den eigentlichen Ort des Castings erreichten. Dort wurden alle relevanten Informationen abgefragt: Kontaktdaten, Alter, Einsatzbereitschaft und die Bereitschaft sein Haar abzuschneiden und farblich zu verändern. Ich schluckte. Hallo? Gerade erst war ich für teuer Geld anscheinend beim Star Coiffeur von Raglan, gewesen. Leider sind die Preise nicht vergleichbar mit denen beim männlichen Geschlecht. Naja, egal. Mutig habe ich mich dann doch bereiterklärt, meine Haare verändern zu lassen. Welche Haarfarbe haben bloß die Hobbits? Ich hoffe, nicht grün, gelb oder blau? Natürlich wurde man dann auch noch genau vermessen. Kopfumfang, unterhalb der Arme und selbstverständlich Körpergröße. Es gab tatsächlich Leute, die über 2 Stunden angestanden haben und die dann nach Hause geschickt wurden, da sie leider 1.61 m groß waren. Wahnsinn, wie schnell man wachsen kann. Ich dagegen bin anscheinend leider geschrumpft. Keine 1.56 m sondern nur noch 1.55 m. Das Thema Füße war auch noch sehr wichtig. Neben Schuhgröße wurde noch ein Umriss des Fußes gezeichnet. Kann mir das mal jemand erklären, warum bei den Hobbits Füße so wichtig sind? Und zum Schluss wurden noch ein paar Fotos geschossen. Danach war alles beendet. Ich verabschiedete mich von Heather, wir wünschten uns noch „good luck“ und jetzt heißt es abwarten. Der Drehbeginn der Hobbits ist übrigens im Februar nächsten Jahres.


Nachtrag:
Hier noch zwei Links zu Impressionen vom Casting bzw. zu den Kreisen, die so etwas ziehen kann...
http://www.stuff.co.nz/entertainment/film/4381383/Highs-and-lows-for-hobbits
http://www.herr-der-ringe-film.de/v3/de/news/tolkienfilme/news_59520.php

Außerdem hat uns Dieter ein Bild geschickt, wie die Füße eines echten Hobbits auszusehen haben - werde wohl die nächsten Wochen mal auf's Rasieren verzichten... ;-)

5 Kommentare:

  1. Na, das wäre doch was, dich als Hobbit durch Bild hüpfen zu sehen. Du bist perfekt, die können gar nicht nein sagen. Übrigens, ab einem gewissen Alter schrumpft man einfach, da kann man nichts machen...... LG Judith

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Familie Wessling, würde gerne den Bericht vom Hobbit-Casting auf meiner Website verlinken. Meldet Euch doch mal bei mir unter cirdan@hdrf.de LG, Cirdan

    AntwortenLöschen
  3. Schöner, amüsanter Bericht, auch wenn man daraus erlesen kann, dass Du nicht wirklich Ahnung vom Herrn der Ringe hast, was die Bedeutung der Füße und die Frage nach der Haarfarbe von Hobbits für mich belegt! Dennoch drücke ich Dir die Daumen, dass Du es auf die Leinwand schaffst...

    AntwortenLöschen
  4. Hey Tina! In die Sache mit dem Fußumriss kann ich etwas Licht bringen glaube ich.
    Da die Hobbit-Darsteller ja alle Prosthetics aus Silikon an den Füßen tragen ist das natürlich `ne Menge Aufwand für die make-up-Leute.Und die Extras bekommen, weil sie ja nur Hintergrund-Charaktere sind, keine perfekt passenden Füße (wie z.B. die Hauptdarsteller) sondern massenweise produzierte Überzieher, die ungefähr passen und auch mal ein oder 2 Nummern zu groß oder zu klein ausfallen können. Gino Acevedo oder Richard Taylor hat das mal in ´nem Interview gesagt, ist auch allegemein Standard sowas, um Aufwand und Kosten der Produktion nicht weiter nach obenr zu treiben. Gruß, Sebastian

    AntwortenLöschen
  5. Wahrscheinlich einer der seltenen Momente, wo Dich viele um Deine Körpergröße beneiden, weil sie auch gern die Chance gehabt hätten, beim "Hobbit" dabei zu sein, denn: "Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern…" :o)
    Ich wünsche Dir viel Glück ... und vielleicht triffst Du ja bald Bilbo, Gandalf & Co.

    AntwortenLöschen

Hallo! Traut Euch und schreibt einen Kommentar zu diesem Post! :-)